Gefragt, Gesagt.

Wieso gründet man einen Verlag zu Eisenbahnthemen, Olaf Storeck?

Was bringt einen Vollblut-Eisenbahner und Uniformsammler dazu, Verleger zu werden? Der Unternehmensberater  Thomas Rehder fühlt dem neuen Verleger auf den Zahn.


Thomas Rehder: Wie kamst Du auf die Idee, überhaupt einen Verlag zu gründen? Du bist doch von Haus aus Eisenbahner.

Olaf Storeck: Der Verlag dr-db.MEDIA gründete sich 2024 – und nicht ganz freiwillig. Ich wollte Anfang 2024 ein Buch zur Uniformordnung der Deutschen Reichsbahn von 1951-1957 veröffentlichen. Drei angefragte anerkannte Verlage zu Eisenbahnthemen sahen keine Möglichkeit, ein solches Buch zu editieren. Ein Verlag antwortete nicht, einer schrieb per Mail ab, mit einem dritten konnten zumindest Gespräche geführt werden, die allerdings auch zu einer Absage führten.

Thomas Rehder: Woran lag’s?

Olaf Storeck: Es ließ sich aus Sicht und im Rahmen der etablierten Verlage nicht wirtschaftlich darstellen, das führte zu den Absagen.

Zwar bestätigte einer der Verlage sein Interesse an Eisenbahnthemen, schränkte aber ein, dass Uniformen darin eine Nische und die Einschränkung auf die 50er Jahre die Nische in der Nische wäre. Deshalb ließ sich die von diesem Verlag geforderte Auflagenzahl von 3000 Stück nicht darstellen. Das konnte ich übrigens nachvollziehen, weil ich selbst von einer 500er Auflage ausging.

Thomas Rehder: Da hätte man das Manuskript auch in einen Pappkarton packen und ganz hinten im Kleiderschrank verstauen können. Du hast Dich offensichtlich für einen anderen Weg entschieden.

Kein Fall für „die Tonne"

Olaf Storeck: Ja. Das Manuskript hatte ich über zwei Jahre hinweg ausgearbeitet. Und, um ehrlich zu sein, ich fand, es steckte viel zu viel Information drin, als dass man es einfach ad acta legen sollte. Also gab ich es Sammlern zum Probelesen – mit sehr

Ich wollte eine Plattform für Eisenbahner, die ebenfalls Themen zur Eisenbahngeschichte in kleinen Auflagen publizieren wollen, schaffen und diese unterstützen.

Diskussion von Druckangeboten mit "Lies mich"-Verleger Karsten Möckel

positiver Resonanz. Der Tenor war, es gäbe nichts annähernd Vergleichbares und würde helfen, ein in der – vornehmlich ostdeutschen – Sammlerszene durchaus beliebtes Gebiet transparent zu machen. Ich drück es mal so aus: Viele Sammler fühlten sich in ihrer Sammelleidenschaft gewürdigt und bestätigt.

Thomas Rehder: Aber deshalb gleich einen Verlag gründen?

Olaf Storeck: Dieses Buch – ein echter Wälzer mit weit über 500 Seiten! – kann nur im Eigenverlag veröffentlich werden. Das führte zur Gründung von dr-db.Media.

Ziel von dr-db.Media: Plattform für Autoren zur Eisenbahngeschichte

Ein weiterer Aspekt war aber auch, dass ich eine Plattform für Eisenbahner, die ebenfalls Themen zur Eisenbahngeschichte in kleinen Auflagen publizieren wollen, schaffen und diese unterstützen will. Zudem habe ich eigene Nachfolgeprojekte geplant, die in den nächsten Jahren im Verlag erscheinen sollen.

Nachfolgeprojekte geplant, die in den nächsten Jahren im Verlag erscheinen sollen.

Thomas Rehder: Ist es nicht ein weiter Weg vom Ingenieur zum Verleger?

Olaf Storeck: Hier konnte ich auf den Erfahrungsschatz meiner Nachbarschaft zurückgreifen. Drei Häuser weiter fiel mir am Klingelschild der Name „Lies mich“-Verlag auf. Ich nahm sofort mit dem dortigen Nachbarn, Karsten, Kontakt auf, in der Hoffnung, dass er als „kleiner“ Verlag solche Buchprojekte übernehmen kann. Er lehnte klar ab, da er keine Fachbücher editiert. Karsten ist ebenfalls Ingenieur und betreibt den Verlag neben seiner Haupttätigkeit. Er ist Fan von schöner Literatur und hat in seinem Verlag schon sechs Romane verschiedener Autoren erfolgreich veröffentlicht.

Thomas Rehder: Also doch wieder eine Niete gezogen?

Olaf Storeck: Überhaupt nicht. Denn was er sofort anbot, war sein Know-How zum Thema der Gründung eines Verlages und

Für mich steht der Verlagsname dr-db.MEDIA für „Durchblicke, Rückblicke und Devotionalien der Bahn“.

das Vermitteln von Kontakten, die zur Erstellung eines Buches notwendig sind, wie Layout, Druck usw. Kurz darauf sprach ich mit Dir, Thomas, einem direkten Nachbarn aus der Mühle. Du führtest selbst einen Verlag, allerdings für Zeitschriften. Mit Euch beiden diskutierte ich das Thema und entschloss mich, das Wagnis des „Eigenverlages“ anzugehen.

Wagnis deshalb, weil es doch gleich am Start einige Herausforderungen zu überwinden gilt. Manches bezieht sich auf den Verlag – behördliche Genehmigungen, Steuernummer, übergreifende Kostenrechnung etc. –,  manches auf das konkrete erste Buch, z.B. ISBN, Kosten für Layout und Druck, Bilderrechte etc. Und, wie das nunmal so ist, alles zu einem Zeitpunkt, an dem nicht feststeht, ob das Buch ein „Renner“ oder „Ladenhüter“ wird. Letztendlich muss ja auch der Vertrieb organisiert werden, wozu die Website ihren Beitrag leisten soll. Gerade zum Eigenvertrieb konnte Karsten viele seiner Erfahrungen beisteuern.

Thomas Rehder: Wie erklärt sich der Verlagsname?

dr-db.Media soll Themenvielfalt rund um die Eisenbahn erschließen

Olaf Storeck: Der Name „dr-db Media“ enthält erkennbar die Buchstaben „DR“ (Deutsche Reichsbahn) und „DB“ (Deutsche Bundesbahn, aber auch Deutsche Bahn) in Kleinschreibweise mit den für diese beiden Organisationen typischen Farben Grün bzw. Rot. Für mich steht der Name aber für „Durchblicke, Rückblicke und Devotionalien der Bahn“ ab. Ich finde, dies stellt die Themenvielfalt für Eisenbahnthemen dar – und lässt Raum für zusätzliche Aktivitäten, die durchaus über das Bücher verlegen hinaus gehen können. Wie das Logo entstand, kann man übrigens im entsprechenden Blogbeitrag nachlesen.

Thomas Rehder: Worum geht es im Erstlingswerk?

Olaf Storeck: Dazu hier nur in aller Kürze – dazu bietet die Website ja noch jede Menge weiterer Informationen. Es ist ein Buch zur Uniformordnung der Deutschen Reichsbahn

Ich freue mich zudem in meiner neuen Rolle als Verleger sehr, wenn mir weitere spannende Eisenbahnthemen vorgestellt werden. Ich möchte alle interessierten Autoren ausdrücklich bitten, an mich heranzutreten!

der 50er Jahre. Ab November wird dieses Erstlingswerk über die Website bestellbar sein.

Das Thema dieser Uniformordnung scheint in Vergessenheit zu geraten. Oft habe ich bemerkt, dass die Uniformordnung der Reichsbahn der 70er Jahre sehr gegenwärtig ist, da viele heutige Eisenbahner diese Uniform selbst trugen. Dünner wird es schon in den 60ern und ganz dunkel beim Thema der 50er. Dabei ist dieser Zeitraum der Vielfältigste und Interessanteste.

Thomas Rehder: Und wie soll sich das Verlagsprogramm künftig entwickeln?

Olaf Storeck: Ich habe weitere eigene Buchprojekte ab 2025 geplant. Dies geht von der Aufarbeitung der eigenen Eisenbahnjahre von 1979 bis 2022 über die Darstellung der Uniformordnung der Pioniereisenbahnen der DDR bis zu einem Kompendium der „Verdienten Eisenbahner“ der DDR von 1951 bis 1989.

Ich freue mich zudem in meiner neuen Rolle als Verleger sehr, wenn mir weitere spannende Eisenbahnthemen vorgestellt werden. Ich möchte alle interessierten Autoren ausdrücklich bitten, an mich heranzutreten!