Schon lange hatte mir vorgeschwebt, nach meiner aktiven Zeit als Eisenbahner mich auf ganz andere Art mit der Eisenbahn zu befassen: als Autor. Sowohl meine in Jahrzehnten aufgebaute Sammlung von Eisenbahner-Uniformen, Schulterstücken und historischen Veröffentlichungen sowie meine jahrzehntelange „Innenansicht" der Bahn in unterschiedlichen Gesellschaftssystemen boten mir dazu Quelle und Inspiration.
So begann ich unmittelbar nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst mit den Arbeiten am Buch zur Uniformordnung der 50er Jahre. Und musste bald erkennen: Schreiben ist Sisyphus-Arbeit. Idee und Ausführung der Buchs wurden immer wieder neu angeregt, standen dabei immer wieder vor neuen Herausforderungen - und rollten mehr als einmal zurück auf Anfang.
Schon oft sah ich mich in meinem Berufsleben komplexen Herausforderungen gegenüber und brachte so das Rüstzeug mit, auch den komplexen Inhalt in Struktur und Form zu bringen.
Doch Konzept ist das eine. Handwerk das andere. Zugegeben: In Sachen PC und technischer Ausstattung bin ich nicht gerade ein „Nerd". So war ich mit mir durchaus zufrieden, dass ich mein Buch und dessen Abbildungen in einem gut 300 Seiten starkem Word-Dokument zusammenführen konnte. Besonders stolz war ich auf diverse Schaubilder und kleine Kompositionen aus mehreren Bildern, die ich in PowerPoint zusammengefügt hatte und die aus meiner Ingenieurssicht überzeugend und aussagekräftig waren.
Ich verließ mich darauf, dass ich ja nur „der Autor" sei und am Ende ein kompetenter Verlag das Ganze schon in Form bringen würde.
Schließlich, als immer deutlicher wurde, dass der Verlag wohl recht eigen werden müsste, damit das Buch überhaupt erscheint – vulgo: Eigenverlag – setzte ich mich mit den Arbeitsschritten auseinander, die aus Texten, Fotos, Scans, Illustrationen und Schaubildern ein Buch werden lassen.
Und lernte, dass vieles, was ich bisher in monatelanger Arbeit zu einer Manuskriptdatei zusammengefasst hatte, nicht geeignet war, um daraus ein ansehnliches und hochwertiges Buch zu komponieren.
Nach nicht immer schmeichelhaften Gesprächen mit meinen verlagserfahrenen Nachbarn destillierte ich also mein Manusript wieder in eine Textdatei. Fotos und Bildelemente, die nicht den neu gesetzten Standards entsprachen, wurden neu geschossen oder neu gescannt, Schaubilder im Rahmen des Layoutprozesses ganz neu aufgebaut.
Ich stellte Dateien und Ordner mit Verweisen zusammen und managte den Prozess, ein halbes Dutzend fleißiger Helfer mit den Materialien zu versorgen, die sie brauchten, um ihren Part zum Gelingen des Buches beizutragen.
Ich lernte: Autoren müssen nicht nur Ideen zu Papier bzw. in den Rechner bringen. Sie müssen nicht zuletzt dazu beitragen, dass ein Team daraus (mit vertretbarem Aufwand) ein Buch machen kann.
Und lernte außerdem: Was der Autor sich wünscht, muss der Verleger bezahlen. Und der wünscht sich ein auskömmliches Unternehmen. Blöd nur, wenn beide Seelen in (m)einer Brust wohnen…